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AutorenbildAtlaslogist Claudio Hösl

Die Wirbelsäule – Wirbel, Nerven, Bandscheiben, Muskeln und Bänder








Der menschliche Rücken ist ein Geniestreich der Evolution, der uns eine spezielle Fähigkeit unter allen Lebewesen ermöglicht: Den aufrechten Gang. Unser Rücken trägt all unsere Last, ist beweglich und trotzdem stabil.


Anatomie des Rückens – die doppelte S-Form

Unsere Wirbelsäule ist an vier Stellen gekrümmt und bildet eine doppelte S-Form . Von der Seite betrachtet wölben sich die Halswirbelsäule oben und die Lendenwirbelsäule unten leicht nach vorne. Die Brustwirbelsäule und das Kreuzbein krümmen sich dagegen nach hinten. Diese Schwingung ist eine gute Anpassung der Natur. Stellt man sich eine Metallfeder vor: Diese kann Druck und Belastung sehr viel besser ausgleichen als ein gerader Stab. Ähnlich wie die Metallfeder arbeitet die Wirbelsäule und federt Belastungen beim Gehen oder Hüpfen ab.


In diesem Zusammenhang ist der Punkt Skoliose zu beachten.

Säuglinge kommen übrigens ohne die Doppelschwingung auf die Welt. Die S-Formen bilden sich erst nach dem ersten Lebensjahr heraus, wenn Babys aufhören zu krabbeln und mit dem Laufen beginnen.


Aufbau des Rücken

Die Wirbelsäule besteht aus 33 (bei manchen Menschen auch 34) Elementen, den Wirbeln. Man kann sich seine Wirbelsäule vereinfacht wie einen Turm aus Bauklötzen vorstellen: Ein Wirbel ruht auf dem anderen und alle zusammen bilden die Wirbelsäule. Wichtig ist, dass alle Elemente der Wirbelsäule miteinander verbunden sind. Wenn sich an einem Baustein etwas verändert, hat das Auswirkungen auf die gesamte Struktur.



Die Wirbelsäule wird in fünf Abschnitte unterteilt. Von oben nach unten haben wir:



  • 7 Halswirbel,

  • 12 Brustwirbel,

  • 5 Lendenwirbel,

  • 5 Kreuzwirbel und

  • 4 Steißwirbel.


Die einzelnen Wirbel sind unterschiedlich groß und haben unterschiedliche Aufgaben. Steiß- und Kreuzwirbel sind miteinander verwachsen und bilden die Verbindung zum Becken. Die Lendenwirbelsäule ist gleichzeitig sehr beweglich und sehr stark. Die Brustwirbelsäule ist weniger flexibel, weil hier die Rippen ansetzen und die den Brustkorb stabilisierenden Muskeln und Sehnen. Nach oben hin werden die Wirbel immer dünner und flacher. Die Halswirbelsäule ist ebenso wie die Lendenwirbelsäule sehr beweglich. Durch die größere Beanspruchung kommt es in diesen beiden Bereichen (Hals und Lende) am häufigsten zu Beschwerden.

Die Wirbel sind aus Knochen und bauen sich unentwegt auf, ab und um. Ungefähr alle drei Jahre hat sich ein Wirbel komplett erneuert. Daher können Wirbelbrüche auch heilen.


Die Nerven der Wirbelsäule sind sehr empfindlich

Ungefähr in der Mitte eines jeden Wirbels befindet sich ein Loch . So entsteht ein Kanal durch alle Wirbel, der Wirbelkanal (auch Spinalkanal). Darin liegt das Rückenmark. .

Zwischen den Wirbeln treten Rückenmarksnerven, sogenannte Spinalnerven, aus dem Wirbelkanal aus. Spinalnerven leiten Signale zwischen Körper und zentralem Nervensystem, also Gehirn und Rückenmark, weiter. Die Ein- und Austrittsstelle bezeichnet man als Spinalnervenwurzel. Sie ist besonders empfindlich. Kommt es beispielsweise aufgrund eines Bandscheibenvorfalls im Lendenbereich zu einer Druckbelastung der Spinalnervenwurzel, kann dies zu starken Rückenschmerzen sowie Gefühlsstörungen oder Lähmungen in den Beinen führen. Dann sollten Sie sofort Hilfe suchen.

Das System aus geschützt verlaufenden und sich immer weiter verzweigenden Nerven sorgt dafür, dass wir uns kontrolliert bewegen und unseren Körper gut steuern können.


Weitere Infos hier.


Die Bandscheiben: Unsere Stoßdämpfer

Zwischen den 24 beweglichen Wirbeln sitzen die Bandscheiben. Sie sind verformbar und dienen als Puffer. Beim Springen und Laufen federn sie Stöße und Erschütterungen ab. Ein Viertel der Länge der Wirbelsäule machen diese "Puffer" aus. Die Bandscheiben sind circa sieben bis zwölf Millimeter hoch und bestehen bis zu 90 Prozent aus Wasser. Außen besitzen sie einen faserigen, festeren Ring, der einen weichen, gallertartigen Kern umfasst. So kann Druck aufgefangen und gleichmäßig verteilt werden. Die Bandscheiben werden nicht über eigene Blutgefäße versorgt. Damit sie Nährstoffe aufnehmen und Abfallprodukte abgeben können, benötigen sie einen steten Wechsel von Be- und Entlastung. Liegt wenig Druck auf den Bandscheiben, saugen sie sich wie ein Schwamm mit Nährstoffen aus der Umgebung voll. Steigt der Druck, gibt der Schwamm Abfallprodukte ab. und das ist ein großes Problem auf Dauer!

Dauerhafte Unterbelastung (durch Schonhaltung) oder dauerhafte Belastung (etwa langes Sitzen) schadet den Bandscheiben daher gleichermaßen. Welcher Druck tagtäglich auf ihnen lastet, zeigt ein Vergleich der Körpergröße am Morgen und Abend. Im Laufe des Tages verlieren die Bandscheiben an Wasser und lassen uns so um einige Millimeter schrumpfen. In der Nacht werden die Kissen wieder aufgepolstert:




Die Muskeln unterstützen die Wirbelsäule

Muskeln geben der Wirbelsäule Halt und Beweglichkeit. Wichtig ist das Zusammenspiel der Rücken- und Bauchmuskeln. Gut trainierte Muskeln entlasten Wirbel und Bandscheiben und beugen so Beschwerden vor.

Ungefähr 300 Muskeln bilden den aktiven Teil des Rückens. Sie sehen teilweise ganz unterschiedlich aus: Manche sind platt und breit und andere spindelförmig. Große weiße Muskelfasern sind für schnelle, explosive Bewegungen zuständig. Haltemuskeln dagegen sind klein und rötlich. Sie arbeiten ständig und stützen auch die Wirbelsäule.

Die Muskeln liegen in mehreren Schichten übereinander. Die tiefen Muskeln sitzen direkt an der Wirbelsäule und halten diese aufrecht. Sie sind an sämtlichen Bewegungen beteiligt. Die tiefe Muskulatur mit Training zu erreichen, ist nicht leicht. Hier helfen vor allem Balanceübungen, die ein ständiges unbewusstes Ausgleichen nötig machen um die Muskeln zu fordern. Die oberflächlichen Muskeln verbinden die Wirbelsäule mit Kopf, Schultern, Armen und Beinen. Sie lassen sich relativ einfach trainieren.

Zwei dicke Muskelstränge verlaufen durch den ganzen Rumpf links und rechts der Wirbelsäule, vom Kopf bis zum Becken. Längs verlaufende Muskeln ermöglichen Bewegungen nach vorn oder nach hinten. Die quer verlaufenden Muskeln sind vornehmlich für die Drehbewegungen zuständig.

Die Kollegen der Rückenmuskeln sind die Bauchmuskeln. Wenn die Bauchmuskulatur gut trainiert und stark ist, entlastet sie die Wirbelsäule und nimmt Druck von den Bandscheiben. Daher ist auch Bauchmuskeltraining für Menschen mit Rückenproblemen von enormer Bedeutung.

Wichtig ist, dass die Muskulatur gleichmäßig ausgebildet ist. Wenn Muskeln zu wenig beansprucht werden, verlieren sie in der Regel an Masse und verkürzen. Muskeln, die ständig zu stark oder einseitig beansprucht werden, können verhärten und sind überlastet. Schwache oder verhärtete Muskeln können die Wirbelsäule nicht im ausreichenden Maße unterstützen.


Für den Zusammenhalt sorgen die Bänder

Bänder sind Stränge aus massiven Bindegewebe. Sie ziehen sich über die gesamte Länge der Wirbelsäule und verbinden die einzelnen Wirbel untereinander. Vorne und hinten verläuft jeweils ein Band entlang der Wirbelsäule. Das vordere Längsband ist mit den Wirbeln verwachsen, das hintere mit den Bandscheiben. Die Spannung der Bänder verändert sich mit der Höhe der Bandscheiben. Sinken die Bandscheiben zusammen, verringert sich automatisch die Haltespannung der Bänder, dann laufen wir leicht vornübergebeugt, und der Rücken verliert an Stabilität.


Wirbelsäule: Erfindung und Kompromiss

Die menschliche Wirbelsäule ist ein genialer Schachzug, der uns den aufrechten Gang ermöglicht. Gleichzeitig ist sie jedoch auch störanfällig. Selbst gute Ernährung und viel Bewegung können nicht alle Probleme ausschließen, vor allem mit zunehmendem Alter. Aber körperliche Aktivität, die gut nach der Anatomie der Wirbelsäule ausgerichtet ist, sowie genügend Kalzium und Vitamin D begünstigen die Chance auf ein reibungsloses Zusammenspiel von Wirbeln, Nerven, Bandscheiben, Muskeln und Bändern – für einen beweglichen und schmerzfreien Rücken.


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